<P>Die Zeitschrift "Rundbrief Fotografie" ist das führende Fachorgan für Fragestellungen und Entwicklungen bezüglich analoger sowie digitaler Fotografien in Archiven und Sammlungen. Sie wird von Fotografen, Kultur- und Naturwissenschaftlern, Archivaren, Restauratoren, Kuratoren und Sammlern sowie einer fotointeressierten Leserschaft in 21 Ländern gelesen. Herausgeber und inhaltlicher Taktgeber ist das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg. </P> <P>Mit Beiträgen in den Rubriken Ein Bild, Mediengeschichte, Materialität, Erschließung, Dokumentation, Bestände, Ausstellungen, Berichte und Forschung widmet sich die Zeitschrift dem Medium und den Objekten aus verschiedenen Perspektiven. Fotografien werden als Artefakte verstanden, deren Entstehungskontexte, Überlieferungsformen, Erscheinungs- und Präsentationsweisen eine differenzierte, kenntnisreiche Betrachtung erfordern. Neben medienhistorischen Aufsätzen stehen dezidiert praxisorientierte Beiträge etwa zu Reproduktionstechniken, konservatorischen und restauratorischen Aspekten, Digitalisierungsverfahren sowie Problemen der Datenerfassung, -bereitstellung und -sicherung. Tagungsberichte, Rezensionen, Ausschreibungen und Ankündigungen sowie ein Terminkalender runden das Heft ab. </P> <P>Der "Rundbrief Fotografie" entstand 1989 als xerokopiertes Mitteilungsblatt der Arbeitsgruppe "Fotografie im Museum" des Museumsverbands Baden-Württemberg. Diese widmete sich unter dem Motto "Rettet die Bilder – Fotografien sind überall!" dem schleichenden Zerfall der Zeugnisse des Bildmediums Fotografie und setzte sich für einen konservatorisch und inhaltlich kompetenten Umgang ein. Die letzte Lieferung (22) des Mitteilungsblattes im Dezember 1993 war zugleich die Nullnummer der gedruckten Neuen Folge (N.F.). Seit 1994 erscheint der "Rundbrief Fotografie" als Quartals-Zeitschrift. Von 2005 bis 2013 ist die Zeitschrift, herausgegeben von Wolfgang Hesse, Dresden, und Klaus Pollmeier, Stuttgart, im Fototext Verlag Wolfgang Jaworek, Stuttgart, erschienen. Von 2014 bis 2021 erschien der "Rundbrief Fotografie" in Farbe und neuer Gestaltung sowie unter neuer Herausgeberschaft im Verlag Dr. Wolfgang Seidel, Stuttgart. 2022 wurde die Zeitschrift vom Deutschen Kunstverlag übernommen. </P>

Rundbrief Fotografie is an international quarterly journal devoted to analogue and digital photography in archives and collections. Besides contributions on the history of the medium and on photography collections in institutions from around the world, theoretical and practice-oriented articles address questions of inventory, digitization, conservation, and restoration, as well as issues of copyright and open access. Reviews of exhibitions and books, conference reports, and an international calendar announcing upcoming conferences and workshops are also included. The journal targets academics, curators, archivists, conservators, photographers, librarians, collectors, as well as a broad community of those interested in photography. Although the main language is German, all leading articles are preceded by an English abstract. The journal encourages submissions of articles or contributions in English.

Rundbrief Fotografie

Rundbr. Fotogr.

<article-title>Frontmatter</article-title>

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<div>
<p><italic>Dieses Editorial muss, bevor in der üblichen Weise die Disposition des vorliegenden Heftes erläutert wird, aus gegebenem traurigem Anlass zur verlegerischen Situation unserer Zeitschrift informieren: Tief betrübt haben wir mitzuteilen, dass zu Beginn dieses Jahres unser langjähriger Verleger, Wolfgang Seidel, unerwartet verstorben ist. Seit 2014 haben wir in bestem Einvernehmen zusammengearbeitet, die etablierte Form des „Rundbrief Fotografie“ grafisch erneuert und auch inhaltlich einige Justierungen vorgenommen</italic>.</p>
<p><italic>Einen lieben Menschen kann man nicht ersetzen; der Kollege und Freund wird uns fehlen. Desto wichtiger ist es uns, die Zeitschrift auch in seinem Sinn weiterzuführen. Den Angehörigen und Erben von Wolfgang Seidel und nicht zuletzt einigen hilfreichen Freunden sei es gedankt, dass wir in kurzer Zeit das verlegerische Geschäft an den Deutschen Kunstverlag/De Gruyter in Berlin übertragen konnten und nur wenig in Verzug geraten sind. Wie bisher bleibt das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK) als herausgebende Institution für die Inhalte und die Redaktion verantwortlich. Dieser Neuanfang startet vielversprechend. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Verlag!</italic></p>
<p><italic>In eigener Sache und unabhängig davon gilt es mitzuteilen, dass sich im vergangenen Jahr auch in der Redaktion eine Veränderung ergeben hat. Franziska Scheuer, Forschungsreferentin am DDK, hat inzwischen die Leitung des Redaktionsteams von Sonja Feßel übernommen, die sich als Leiterin unserer Fotografischen Sammlung dringenden Aufgaben im Rahmen des anstehenden Umzugs in den Forschungsneubau widmet, aber bei Bedarf das Team im Hintergrund weiter unterstützt</italic>.</p>
<p><italic>Die Arbeit am „Rundbrief“ ging und geht indessen weiter! Passend zum erwähnten nahenden Umzug, der mit mancherlei Disruptionen verbunden ist, aber auch viele Chancen, vor allem eine konservatorisch optimierte Situation bieten wird, berichtet Johanna Gummlich in diesem Heft über die bereits gelungene Verlegung des Rheinischen Bildarchivs Köln, das gemeinsam mit dem Kölner Stadtarchiv nun in angemessenen neuen Räumlichkeiten untergebracht ist</italic> <bold>(S. 36–46)</bold><italic>. Der Fokus auf den konservatorischen Aspekten der Neuorganisation belegt, dass Fotografien inzwischen als materielle Objekte besonderer Art ernstgenommen werden, so sehr ihr Wert auch auf der Eigenschaft als Informationsträger gründet. Fotoobjekte bergen in ihrer Materialität mitunter auch Gefahren, dann beispielsweise, wenn es sich um leicht entzündliche Filme aus Cellulosenitrat handelt. Inzwischen gibt es die Möglichkeit, sich mit technischen Verfahren über den Anteil in den Beständen genauer kundig zu machen, wie Dirk Lichtblau und Nicole Graf an einem Bestand der ETH-Bibliothek in Zürich vor Augen führen</italic> <bold>(S. 21–35)</bold>.</p>
<p><italic>Natürlich sind Fotografien auch als Kunstwerke interessante materielle Objekte, die als ästhetische Gegenstände zur Geltung zu bringen sind. Dies ist Martin Gasser und Sylvie Henguely in der Ausstellung zum Jubiläum der Fotostiftung Schweiz in Winterthur 2021 gelungen, nicht zuletzt, weil sie, wie Stefanie Manthey berichtet</italic> <bold>(S. 54–61)</bold><italic>, ihre Auswahl auf eine besonders sorgfältige Autopsie der Objekte in Schweizer Archiven stützten. Eine ganz andere Perspektive auf das ästhetische Objekt Fotografie eröffnet der Kommentar der bekannten Fotohistorikerin Abigail Solomon-Godeau zur Präsentation der „Chefs-d’oeuvre photographiques“ der Thomas-Walther-Collection im Pariser Jeu de Paume</italic> <bold>(S. 47–53)</bold><italic>. Sie rückt ins Bewusstsein, dass Fotografien als ästhetische Objekte mitunter zu Fetischen mystifiziert werden, zu „master pieces“, die als prestigeträchtige Handelsware und Repräsentationsstücke in einem problematischen Sinn den Kanon und den Diskurs über Fotografie bestimmen</italic>.</p>
<p><italic>Der Beitrag von Jakob Schnetz in der Rubrik Mediengeschichte zeigt auf, wie schwer fassbar das konkrete fotografische Objekt in mancherlei Hinsicht schließlich doch ist: Selbst da, wo „Farbtreue“, also eine möglichst präzise Näherung an eine objektive Übereinstimmung mit einer optischen Vorgabe gesucht und verlangt ist, lässt sich diese nicht am Gegenstand selbst diskutieren, sondern erweist sich als eine komplexe im Verfahren codierte Größe</italic> <bold>(S. 7–20)</bold>.</p>
<p><italic>Das Team des „Rundbriefs Fotografie“ und der Deutsche Kunstverlag wünschen Ihnen gute Lektüre. Wir hoffen auf Ihre Treue als Leserinnen und Leser!</italic></p>
<p><inline-graphic xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="graphic/j_rbf-2022-1001_fig_001.jpg"/></p>
</div>

<article-title>Wandel und Kontinuität: Fotografien als Objekte</article-title>

Wandel und Kontinuität: Fotografien als Objekte

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<fig id="j_rbf-2022-1002_fig_001" position="float" fig-type="figure">
<label>Abb. 1</label>
<caption><p>Robert J. Shallenberger: <italic>Now Extinct Kaua’i ‘O̅‘o̅</italic>, 3. Juli 1975, Alaka’i-Sumpf auf Kaua’i, Digitalisat nach einem analogen Farbnegativ.</p></caption>
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</fig>

<p>Es ist eine idyllische, geradezu anmutige Szene: Mit augenscheinlich großer Vorsicht taucht der Kaua’i ‘O̅‘o̅ seinen Schnabel in eine feingliedrige rote Blüte. Auf Deutsch wird dieser kleine, elegante Singvogel Schuppenkehlmoho genannt, sein ornithologischer Name lautet lateinisch Moho braccatus. Wir können vermuten, dass die Aufnahme inmitten seines natürlichen Lebensraums entstanden ist. Sie zeigt Blattwerk und Geäst der einheimischen Pflanze ‘O̅hi’a lehua, allerdings verschafft die Unschärfe, die große Teile des Bildes beherrscht, eine besondere Rahmung: Unser Blick wird auf den Vogel im Bildmittelpunkt gelenkt, alles andere verschwimmt in einer friedlich wirkenden Umgebung. Sehr viel tiefer wird eine bloße Betrachtung der Fotografie nicht dringen können. Von der Fatalität, die diesem Bild ebenso innewohnt, müssen wir gehört oder gelesen haben. Dann aber kann sich unsere Rezeption dieser Tragik kaum mehr entledigen. ‚Dead species walking‘ beschreibt im wissenschaftlichen Sprachgebrauch eine Spezies im Angesicht ihres unabwendbaren Aussterbens <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_001">1</a>]</bold>, und genau hierauf bezieht sich die Fotografie des amerikanischen Ornithologen Robert J. Shallenberger.</p>
<p>Der Kaua’i ‘O̅‘o̅ war einst im abgeschotteten Ökosystem der kleinen Insel Kaua’i im Zentralpazifik, die zur Inselgruppe Hawaii gehört, heimisch. Das Eiland war ein blühender Lebensraum voll üppiger Vegetation, landschaftlicher Vielfalt und mit tropischem Klima, in dem sich ein fragiles ökologisches Gleichgewicht und endemische Spezifität gegenseitig bedingten. Im Sommer 1975 bereisten die amerikanischen Ornithologen Robert J. Shallenberger und H. Douglas Pratt sowie die Zoologin Sheila Conant die hawaiianische Insel Kaua’i. Dort wollten sie das ortsspezifische Ökosystem und seine Vogelwelt studieren, die Gesänge aufzeichnen und die Vögel fotografieren <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_002">2</a>]</bold>. Bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Vegetation und Tierwelt der Insel immer wieder in diesem Gestus erkundet. Beobachtet wurde dabei aber auch, dass die Population des Kaua’i ‘O̅‘o̅ spätestens seit der Wende zum 20. Jahrhundert rapide abnahm. 1975 konnte die Expeditionsgruppe ein letztes Pärchen sichten und den Gesang eines dritten Exemplars bestenfalls noch vermuten. Am 3. Juli 1975 fotografierte Shallenberger das gesichtete Männchen. Es sind die einzigen bekannten Fotografien, die jemals von der Vogelart Kaua’i ‘O̅‘o̅ gemacht wurden. Wenige Jahre nach der Aufnahme fegte 1982 der Hurrikan Iwa über die Insel hinweg und riss das Weibchen in den Tod <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_003">3</a>]</bold>. Es verblieb ein einziges Männchen, dessen Gesang bei der letzten Sichtung 1985 aufgezeichnet wurde. Es ist dabei durchaus wahrscheinlich, so meinte Shallenberger selbst, dass das von ihm 1975 fotografierte Männchen später als allerletztes seiner Art verstarb <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_004">4</a>]</bold>.</p>
<p>Als mir Shallenbergers Bildserie das erste Mal begegnete, war sie unterlegt von den Tonaufnahmen dieser letzten Sichtung <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_005">5</a>]</bold>. Der Ritualgesang des Kaua’i ‘O̅‘o̅ ist auffallend hell. Es ist eine wunderschöne, komplexe Melodie, die während der Paarungszeit im Duett vorgetragen wird: Abwechselnd besingen sich das Männchen und das Weibchen in ihrer Balz. Die Aufnahme, die ich hörte, wurde jedoch nach dem Hurrikan gemacht, das Männchen war zu diesem Zeitpunkt bereits allein. Dennoch trällerte es seine Melodie in den Wald, die sich daraufhin öffnende Leerstelle erfuhr jedoch keine Antwort mehr. Es rief nach einem Weibchen, das es nicht mehr gab.</p>
<p>Mit Roland Barthes lässt sich die zweifache Orientierung dieser Fotografie bezeichnen. In <italic>Die helle Kammer</italic> beschreibt er die Fotografie als ein „lebendiges Bild von etwas Totem“ <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_006">6</a>]</bold>. Durch den singulären Moment fotografischer Bilderzeugung – das viel zitierte „Es-ist-so-gewesen“ – ist der „Referent“ im Moment seiner bildlichen Sichtbarwerdung bereits entschwunden <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_007">7</a>]</bold>. Dieser zeitliche Rückbezug trägt für Barthes den Tod in sich – was fotografisch sichtbar gemacht wird, ist mindestens zeitlich vergangen, hat potenziell aber auch den realen Tod erfahren. Doch impliziert das Bild des Kaua’i ‘O̅‘o̅ im Kontext seiner Entstehung nicht nur den Tod eines individuellen Tiers, sondern ein viel grundsätzlicheres Sterben: Wir sehen das lebendige Bild einer ‚dead species walking‘. Es trägt eine tiefe Verweigerung des Realen in sich, denn weder können der spezifische Vogel noch ein anderer seiner Art jemals wieder beobachtet werden. Es hat eine vollkommene Auslöschung stattgefunden, die das Bild selbst nicht verraten kann, die ihm aber im Rückblick unweigerlich innewohnt.</p>
<p>Doch nicht nur das Faktum seines Aussterbens muss zu denken geben, sondern auch dessen Ursache. Lange war das filigrane Gleichgewicht des Ökosystems von Kaua’i unberührt. Doch als der Mensch begann, die Welt mit immer leistungsfähigeren modernen Verkehrsmitteln zu erschließen und zuvor undenkbare Strecken zu überwinden, vernetzte er unweigerlich ökologische Systeme. Dies setzte einen Prozess einseitiger Auslöschung in Gang. Als James Cook 1778 als erster Europäer auf Hawaii anlegte, infizierte seine Schiffsbesatzung die Bevölkerung mit Krankheiten aus dem globalen Westen. Da auch die indigene Bevölkerung der Insel zuvor weitgehend isoliert gelebt hatte, konnten ihre Körper den eingeschleppten Krankheiten nichts entgegensetzen. Nicht zuletzt fehlte es an einer diesen neuen Erkrankungen entsprechenden medizinischen Versorgung. Es wird heute davon ausgegangen, dass es sich dabei vor allem um Gonorrhoe und Syphilis handelte, die eine massive Reduktion der Geburtenrate bewirkten <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_008">8</a>]</bold>. In den 60 Jahren nach Cooks Landung reduzierte sich die hawaiianische Population um insgesamt 84 Prozent <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_009">9</a>]</bold>. Doch nicht nur die indigene Bevölkerung wurde dezimiert, auch das Ökosystem erlitt dramatische Schäden. Durch steten Handel kamen Schweine, Ratten, Moskitos und andere invasive Spezies auf die Insel. Die eingeschleppten Krankheiten und Tiere brachten das Ökosystem vollkommen aus seinem Gleichgewicht. Für den Kaua’i ‘O̅‘o̅ wurden insbesondere die mit Malaria infizierten Moskitos zum Verhängnis <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_010">10</a>]</bold>. Es ist nicht bekannt, wie viele Kaua’i ‘O̅‘o̅ die vom Westen unberührte Insel bevölkerten, die Zählungen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Aussterben in den 1980er Jahren zeigen den rasanten Rückgang der Population allerdings deutlich auf. Das Aussterben des Kaua’i ‘O̅‘o̅ ist ein weiterer Kollateralschaden der Kolonialisierung.</p>
<disp-quote>
<p>„Von der Fatalität, die diesem Bild […] innewohnt, müssen wir gehört oder gelesen haben.“</p>
</disp-quote>
<p>Mit einem gewissen Zynismus könnte man nun in den Worten Oliver Wendell Holmes’ (1809–1894), Arzt, Schriftsteller und Pionier auf dem Gebiet der Stereofotografie, entgegnen: „<italic>Die Form wird in Zukunft vom Stoff geschieden sein</italic>. Tatsächlich ist der Stoff im Sinne eines sichtbaren Objekts nicht mehr von großem Nutzen, außer als Gussform, durch welche die Form ihre Gestalt erhält. Man gebe uns ein paar Negative von Dingen, die es wert sind, betrachtet zu werden, aus verschiedenen Gesichtswinkeln aufgenommen, mehr wollen wir gar nicht. Reißen Sie es ab, oder brennen Sie es nieder, falls Sie mögen.“ <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_011">11</a>]</bold> Holmes erträumte riesige Bildreservoirs, für die der Mensch die Welt bejage und sich aneigne, was er für abbildungswürdig erachte. Was seinen Platz darin gefunden habe, also von Materie in Form überging, sei seiner materiellen Existenz überflüssig geworden und könne vernichtet werden. Wofür brauchen wir also noch den Vogel, wenn wir ihn schon in unsere Bilddatenbanken aufgenommen haben, wofür ein Ökosystem unberührt lassen, wenn wir es doch für immer in unseren Sammlungen besuchen könnten? Schwingen in Holmes’ Überlegungen die kolonialen Praktiken seiner Zeit mit? Ungeachtet der Konsequenz kann ein jeder Lebensraum betreten, ein jedes Ding angeeignet und in Objekt- und Bildsammlungen zusammengetragen werden. Der Kaua’i ‘O̅‘o̅ führt uns diese traurige Konsequenz vor Augen. Er existiert, seinem eigentlichen Lebensraum entrissen, nur noch auf alten Lithografien, als präparierter Leichnam in diversen Sammlungen und nicht zuletzt auf dieser einen Fotografie.</p>
<p>Natürlich ist die Auslöschung des Schuppenkehlmohos keine Konsequenz seiner fotografischen Erfassung, dennoch stellt uns Holmes mit seiner These ein Kernproblem unserer Existenz vor Augen. Die menschliche Lebensweise seit der Moderne hat ein weiteres Massenaussterben der Erdgeschichte ausgelöst. Seit der Sesshaftwerdung des Menschen ist eine deutliche Zunahme des Artensterbens zu beobachten, doch mit der Kolonialisierung nahm dieser Prozess drastisch zu <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_012">12</a>]</bold>. Ursache ist eine Geisteshaltung, die sich auch bei Holmes ablesen lässt: die Aneignung und letztlich Ausbeutung der Welt scheinbar ohne ein Interesse für deren langfristige Konsequenzen. Diese historische Phase schuf die Voraussetzungen unserer heutigen Lebensumstände, deren Folgen den ökologischen Schaden der vergangenen Jahrhunderte um ein Vielfaches übersteigen.</p>
<p>Eine 2016 durchgeführte Studie beleuchtet die kritische Verfassung des Ökosystems von Kaua’i. Durch die infolge des Klimawandels steigende Temperatur werden die mit Malaria infizierten Moskitos immer höher in die Berge der Insel getrieben und besiedeln inzwischen die letzten unberührten Lebensräume. Dieser Prozess wird, so lauten die aktuellen Prognosen, bis zum Jahr 2100 die letzten hawaiianischen Vögel ausgerottet haben <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_013">13</a>]</bold>. Daher muss die Betrachtung dieser Fotografie über bloßen Voyeurismus hinausgehen. Susan Sontag erinnerte daran: „Solange wir Mitgefühl empfinden, kommen wir uns nicht wie Komplizen dessen vor, wodurch das Leiden verursacht wurde.“ <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_014">14</a>]</bold> Dies gilt es zu überwinden, denn, so Sontag weiter, wir müssten verstehen, „wie unsere Privilegien und ihr Leiden überhaupt auf der gleichen Landkarte Platz finden und wie diese Privilegien ... mit ihrem Leid verbunden sind [...]“ <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1002_ref_015">15</a>]</bold>. In diesem Sinn steht der Untergang des Kaua’i ‘O̅‘o̅ exemplarisch für einen Prozess, der keinesfalls abgeschlossen ist. Vielmehr hat er sich in den vergangenen Jahrzehnten auf dramatische Weise beschleunigt. Die Lebensweise, die wir vor allem im globalen Westen praktizieren, steht in direkter Verbindung zu unzähligen Aussterbeprozessen von Arten und Ökosystemen sowie dem damit verbundenen Leid. Vor einem solchen Hintergrund berührt das Schicksal des Kaua’i ‘O̅‘o̅ umso mehr. Einem Denkbild gleich macht die ihn zeigende Fotografie greifbar, was wir bereits zerstört haben und weiterhin zerstören. Es ist ein Bild der Trauer und es wird – zumindest implizit – damit ein Appell formuliert: Das bildmedial vermittelte Einzelschicksal erinnert an ein massenhaftes Sterben, das zuallermeist unsichtbar bleibt, sich aber fortgesetzt ereignet und alle Lebewesen betrifft.</p>
</div>

<article-title>Das Aussterben Anderer betrachten: Zur letzten Sichtung des Kaua’i ‘O̅ <sub>‘</sub>o̅</article-title>

Das Aussterben Anderer betrachten: Zur letzten Sichtung des Kaua’i ‘O̅ o̅

<trans-abstract xml:lang="en">
<title style='display:none'>Abstract</title>
<p>The world described in photographs is usually in color today. Applied uses of the medium in particular, such as repro and advertising photography, not infrequently go hand in hand with the promise of chromatic fidelity. But what exactly is behind such an approach to color photographs? Using the example of a photographic process that is described as faithful to colors, the apparative conditions for digital color are studied and the ideas on which they are based are examined critically: The process reveals decisions and settings made in advance that concern calculation and technology and from which the error-prone subject of the photographs is largely excluded also for economic reasons.</p>
<p>The process of transferring goods virtually serves not least to make the materially absented present visually as exactly as possible. Achieving chromatic accuracy in digital photographs thereby functions within the apparative conditions; epistemically, however, it ultimately remains only an invisible and predetermined capability of the photograph.</p>
</trans-abstract>

Abstract

<abstract>
<title style='display:none'>Abstract</title>
<p>Die fotografisch beschriebene Welt ist heute zumeist eine in Farbe. Vor allem bei angewandten Gebrauchsweisen des Mediums, wie beispielsweise der Repro- und Werbefotografie, geht mit ihr nicht selten das Versprechen chromatischer Treue einher. Doch was genau steht hinter einem solchen Umgang mit farbigen Fotografien? Am Beispiel eines als farbtreu bezeichneten fotografischen Verfahrens werden die apparativen Bedingungen digitaler Farbigkeit untersucht und die ihnen zugrundeliegenden Ideen kritisch befragt: Der Prozess offenbart kalkulatorische, technische Vorentscheidungen und -einstellungen, von denen das fehleranfällige fotografierende Subjekt auch aus ökonomischen Gründen weitgehend ausgeschlossen ist. Nicht zuletzt dient das Verfahren der virtuellen Übermittlung von Ware als möglichst exakter bildlicher Präsenzmachung von materiell Abwesendem. Die Gewährleistung von chromatischer Akkuratesse in digitalen Fotos funktioniert dabei innerhalb ihrer apparativen Bedingungen – doch epistemisch bleibt sie letztlich immer nur eine unsichtbare und vorentschiedene Möglichkeit des Bildes.</p>
</abstract>

<article-title>Kacheln, Mosaike, Raster: Kalkulierte Natürlichkeit in der digitalen Farbfotografie</article-title>

Kacheln, Mosaike, Raster: Kalkulierte Natürlichkeit in der digitalen Farbfotografie

Tiles, Mosaics, Grids: Calculated Naturalness in Digital Color Photography

<trans-abstract xml:lang="en">
<title style='display:none'>Abstract</title>
<p>Films containing nitrocellulose, which is susceptible to spontaneous combustion, famously pose a considerable risk of fire. Part of the responsibility of the photo archive of the library of the Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) in Zurich is therefore minimizing the risk posed by nitrocellulose films in its stacks. The precondition of such measures is identifying the amount of nitrocellulose film in each item. Using the SurveNIR system by the firm Lichtblau e. K. in Dresden, the material of 35,109 samples was identified in a fifteen-month period and the state of their aging studied. That amounts to 1.36 % of the estimated total holdings. Along with visually recording typical damage in photographs, it provided an objective, extensive database for conservation and preservation methods for the next ten years.</p>
</trans-abstract>

<abstract>
<title style='display:none'>Abstract</title>
<p>Filme, die aus dem selbstentzündlichen Cellulosenitrat (Nitrocellulose) bestehen, stellen bekanntlich eine erhebliche Brandgefahr dar. Es liegt daher auch in der Verantwortung des Bildarchivs der Bibliothek der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, das Risiko durch Cellulosenitratfilme in den Magazinräumen zu minimieren. Voraussetzung für entsprechende Maßnahmen ist die Identifizierung des Anteils an Cellulosenitratfilm pro Bestand. Mit dem SurveNIR-System der Firma Lichtblau e. K. Dresden wurde innerhalb von fünfzehn Monaten das Material von 35 109 Proben identifiziert und der Alterungszustand untersucht. Das entspricht einem Anteil von 1,36 % des geschätzten Gesamtbestandes. Zusammen mit einer visuellen Erfassung typischer Schadensbilder entstand eine objektive und umfangreiche Datenbasis für die Konservierungs- und Erhaltungsmaßnahmen der nächsten zehn Jahre.</p>
</abstract>

<article-title>Kann Spuren von Nitrat enthalten: Eine Bestandsanalyse von Filmen im Bildarchiv der ETH-Bibliothek Zürich mit dem SurveNIR-System</article-title>

Kann Spuren von Nitrat enthalten: Eine Bestandsanalyse von Filmen im Bildarchiv der ETH-Bibliothek Zürich mit dem SurveNIR-System

Can Contain Traces of Nitrate: An Analysis of Holdings of the Photo Archive of the ETH Library in Zurich with the SurveNIR System

<trans-abstract xml:lang="en">
<title style='display:none'>Abstract</title>
<p>The Rheinisches Bildarchiv (RBA) of the City of Cologne is one of the largest archives of photographs of art and culture in Germany with holdings of around 5.5 million photographs. Its offerings are available to the public on the Internet, in its own reading room, and through a service similar to that of a photo agency. In 2021, along with the city’s Historisches Archiv, it moved into a new building with the latest technology that offers optimal conditions for public outreach.</p>
<p>This report provides an introduction to the archive’s holdings and their particular needs, outlines the planning phases of the new building, describes the technology in its laboratories and stacks, and finally gives an insight into the individual phases of the move and their particular challenges. The report concludes with an account of an artistic project to accompany and reflect on the new building.</p></trans-abstract>

<abstract>
<title style='display:none'>Abstract</title>
<p>Das Rheinische Bildarchiv (RBA) der Stadt Köln ist mit seinem Bestand von rund 5,5 Millionen Fotografien eines der größten kunst- und kulturhistorischen Fotoarchive Deutschlands. Es bietet der Öffentlichkeit Angebote im Internet, im eigenen Lesesaal sowie einen Service ähnlich einer Bildagentur. 2021 wurde mit dem Historischen Archiv der Stadt ein Neubau mit hochmoderner technischer Ausstattung bezogen, der optimale Bedingungen für die Vermittlung bietet. Der Beitrag stellt die Bestände des Archivs und ihre besonderen Ansprüche vor, verfolgt die Planungsphasen des Neubaus, beschreibt die technische Ausstattung der Labore und Magazine und geht schließlich auf die einzelnen Phasen des Umzugs und deren besondere Herausforderungen ein. Die Darstellung eines künstlerischen Begleit- und Reflexionsprojekts schließt den Beitrag ab.</p></abstract>

<article-title>Zukunftsfähige ‚Archiv-WG‘ in Köln: Das Rheinische Bildarchiv im Neubau</article-title>

Zukunftsfähige ‚Archiv-WG‘ in Köln: Das Rheinische Bildarchiv im Neubau

A Future-Oriented ‘Archival Housing Share’ in Cologne: The Rheinisches Bildarchiv in a New Building

<trans-abstract xml:lang="de">
<title style='display:none'>Abstract</title>
<p>Die kürzliche Ausstellung im Jeu de Paume in Paris mit dem Titel „Chefs-d’œuvre photographiques du MoMA: la collection Thomas Walther“, die erste unter der Leitung von Direktor Quentin Bajac, fand großen Anklang. Eine nähere Betrachtung von Schau und Standort, angefangen beim grandiosen Titelbegriff „Meisterwerke“, wirft jedoch eine Reihe von Fragen auf, wenn die Verkäufe eines Privatsammlers an ein bedeutendes Museum auf eine Art präsentiert werden, die die kommerzielle Grundlage des An- und Verkaufs von Privatsammlungen verschleiert. Wir können auch fragen, ob die persönliche Auswahl an Fotografien einer bestimmten Periode – hier von 1900 bis 1940 – durch einen Sammler dazu dienen soll, Geschichte durch Kennerschaft zu ersetzen. Schließlich scheint eine solche Schau auch eine neue Richtung des Museums anzudeuten, das unter der vorherigen Führung von Marta Gili in seinen Ausstellungen nach Gleichberechtigung der Geschlechter strebte und einen ausgeprägt umfassenden Ansatz verfolgte.</p>
</trans-abstract>

<abstract>
<title style='display:none'>Abstract</title>
<p>The recent exhibition at the Musée Jeu de Paume in Paris, entitled „Chefs-d’œuvre photographiques du MoMA: la collection Thomas Walther“, the first presented under the new directorship of Quentin Bajac, was well received. A closer examination of the exhibition and its premises, however, beginning with the title’s grandiose term “masterpieces”, raises a number of issues when a private collector’s sales to a major museum are presented in ways that occult the commercial underpinnings of the purchase and sale of private collections. We may also ask if a collector’s personal selection of photographs from a specific time period -- here, 1900 to 1940 – operates to replace history with connoisseurship. Last, such an exhibition seems to suggest a different direction for the museum which under the previous directorship of Marta Gili strove for gender equity in its exhibitions, and a distinctly ecumenical approach to the medium.</p>
</abstract>

<article-title>Masterpiece Theater Redux: “Chefs-d’œuvre photographiques du MoMA : la collection Thomas Walther”, Jeu de Paume, September 14, 2021 to February 13, 2022</article-title>

Masterpiece Theater Redux: “Chefs-d’œuvre photographiques du MoMA : la collection Thomas Walther”, Jeu de Paume, September 14, 2021 to February 13, 2022

Wiedererstandenes Meisterwerke-Theater: »Chefs-d’œuvre photographiques du MoMA: la collection Thomas Walther«, Jeu de Paume, 14. September 2021 bis 13. Februar 2022

<trans-abstract xml:lang="en">
<title style='display:none'>Abstract</title>
<p>In its jubilee year 2021, the Fotostiftung Schweiz (Swiss Foundation for Photography), with headquarters in Winterthur, lay the foundation for future research, collection, conservation, and restoration of the medium in a project on nineteenth-century photography in all regions of Switzerland. Possible focuses are critical discussion of the concept of photography and of maintaining its cartography from a national perspective as well as expanding its research in the European context.</p></trans-abstract>

<abstract>
<title style='display:none'>Abstract</title>
<p>Die Fotostiftung Schweiz mit Sitz in Winterthur legte im Jubiläumsjahr 2021 in einem von ihr initiierten Projekt zur Fotografie des 19. Jahrhunderts in allen Landesteilen der Schweiz die Grundlagen für die zukünftige forschende, sammelnde, konservatorische und restauratorische Beschäftigung mit dem Medium. Mögliche Schwerpunkte sind die kritische Diskussion des Begriffs Fotografie und der Aufrechterhaltung ihrer Kartografie aus nationaler Perspektive sowie die Erweiterung ihrer Erforschung im europäischen Kontext.</p></abstract>

<article-title>„Nach der Natur“: Schweizer Fotografie des 19. Jahrhunderts in einem kooperativen Ausstellungs- und Buchprojekt der Fotostiftung Schweiz</article-title>

„Nach der Natur“: Schweizer Fotografie des 19. Jahrhunderts in einem kooperativen Ausstellungs- und Buchprojekt der Fotostiftung Schweiz

“After Nature”: Swiss Photography in the Nineteenth Century in a Cooperative Exhibition and Book Project of the Fotostiftung Schweiz

<div>
<sec id="j_rbf-2022-1008_s_001"><div><bold>„[S]ie ist ja nie weg gewesen.“</bold> Franziska Klose unternimmt eine Umdeutung der Causa Detroit</div>
<p><fig id="j_rbf-2022-1008_fig_001" position="float" fig-type="figure">
<caption>
<p>Franziska Klose: Detroit. Field Notes From a Wild City, Leipzig: Spector Books 2021, 176 S., ISBN 978-3-95905-468-3, EUR 32,00.</p>
</caption>
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</fig></p>

<p>Recht selten sind Fotobücher von einem Impuls des Widersprechens geprägt. Eine solche Denkfigur findet sich gleich zu Beginn in dem zweisprachigen Band <italic>Detroit. Field Notes From a Wild City</italic> von Franziska Klose (*1977), der bei Spector Books in Leipzig erschienen ist. Dort heißt es in einem einleitenden Zitat, das von dem Detroiter Historiker Jerry Herron stammt, im Sinne eines Korrektivs: „Wenn mich jemand fragt: ,Wird die Stadt jemals ein Comeback erleben?‘ Dann antworte ich: ,Sie ist zurück, sie ist ja nie weg gewesen. Ihr seid vielleicht fortgegangen, aber die Stadt war immer hier.‘ “ <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1008_ref_001">1</a>]</bold> Mit dem insistierenden Beharren auf Vitalität eines urbanen Lebensraums ist sogleich das Leitmotiv angezeigt, welches die erstaunliche Stoßrichtung des Bandes vorgibt – zumal von Detroit die Rede ist. Es ist jene als „Motor City“ bezeichnete Metropole im US-Bundesstaat Michigan, die seit der Jahrtausendwende schlicht zur Metapher einer nationalen</p>
<p>Automobilindustrie avancierte, welche im Niedergang begriffen war. Mit dem Konkurs von General Motors im Juni 2009 und dem Bankrott der Stadt im Juli 2013 erfuhr der wirtschaftliche Bedeutungsverlust Detroits seine Zuspitzung. Seither dominieren Überschuldung, Korruption und eine hohe Kriminalität, aber auch Armut und soziale Spannungen die globale Berichterstattung über die Stadt.</p>
<p>Infolgedessen haben sich Fotografinnen und Fotografen dazu verleiten lassen, anhand von Aufnahmen leerstehender Fabrikhallen und ruinöser Industrieareale ein dystopisches Bild der Metropole in Fotobüchern nachzuzeichnen. Mit dem Stigma einer ,Fallen City‘ behaftet, steht Detroit über derart ikonische Aufladungen sinnbildhaft für einen global gescheiterten Kapitalismus. Ein gutes Beispiel ist der 2010 bei Steidl erschienene Foliant <italic>The Ruins of Detroit</italic> von Yves Marchand und Romain Meffre <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1008_ref_002">2</a>]</bold>. Mittels sublimer Farbästhetik im Großformat kolportiert der Band durchweg eine morbide Theatralik, die über das Motivspektrum abgewirtschafteter Produktionsstätten und Kulturräume eine Ära der Deindustrialisierung spektakulär in Szene zu setzen weiß. Auch wenn sich in der letzten Dekade derart hybride Formen fotografischer Verfalls- und Ruinenästhetik als eigenes Genre auf dem Fotobuchmarkt etablieren konnten, haben sich doch auch kritische Stimmen vernehmen lassen. Im Falle von Detroit wurde der voyeuristische Impuls der ,Urban Explorer‘, die mittlerweile ein Tourismusfaktor sind, bissig mit dem Schlagwort ,Ruin Porn‘ etikettiert <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1008_ref_003">3</a>]</bold>.</p>
<p>Vor diesem Hintergrund entwickelt Franziska Klose einen anregenden Gegenentwurf. Schon im Rahmen ihres Langzeitprojekts <italic>The New Wild</italic> hat sich die Leipziger Fotokünstlerin am Beispiel des ehemaligen Chemiekombinats Bitterfeld mit einem postindustriellen Standort auseinandergesetzt. Auch ihr Zugriff auf Detroit ist so sachlich wie kenntnisreich, so überraschend wie vielschichtig. Bereits die äußere Erscheinung der Broschur weist auf eine Umlenkung hin. Denn während der Buchtitel auf der Rückseite positioniert ist, wartet das Frontmotiv mit einer blattfüllenden Farbaufnahme auf, die eine losgelöste weißlackierte Autostoßstange am Wegesrand zeigt. Der Aufprallschutz liegt kopfüber auf dem Straßenasphalt. Während man noch darüber nachsinnt, ob das beschädigte Utensil von einem Unfall oder einer wohl illegalen Entsorgung erzählt, geraten zunehmend die auskragenden Äste in den Blick. Sie stammen von einem Götterbaum und versperren die Aussicht auf die hintere Szenerie. Mit einem Mal steht die Frage im Raum, inwieweit das Laub in der Klischeetradition eines Tatorts vielleicht eine Geschichte verbergen könnte. Oder ob es vielmehr das eigentliche Narrativ des Buchwerks bildet.</p>
<p>Blättert man das Druckwerk auf, ist die Antwort rasch gefunden. Noch bevor die Bilderfolge beginnt, listet ein Register in alphabetischer Folge nicht weniger als 284 (sic!) Pflanzennamen auf. Sorgsam sind sie mit lateinischer Namensentsprechung und einem konkreten Bildhinweis versehen. Das Spektrum reicht vom Acker-Fuchsschwanzgras bis zur Zwergmispel, von Aufrechter Trespe bis zur Rispen-Flockenblume. Ausdrücklich nimmt die Konzeption Anleihen bei Pflanzenbestimmungsbüchern, wohl auch, um auf die Vielfalt jener Gewächse aufmerksam zu machen, die sich in der „Wild City“ wieder ansiedeln konnten. Was für die Lektüre gleichsam bedeutet, dass der Blick motivisch neu gerichtet wird.</p>
<p>Hierzu passt, dass Klose auch in ihren bildästhetischen Setzungen jeden affektbasierten Pathos der Lost-CityIkonografie vermeidet, ja konterkariert.</p>

<fig id="j_rbf-2022-1008_fig_002" position="float" fig-type="figure">
<label>Abb. 1</label>
<caption><p>– Franziska Klose: <italic>Detroit. Field Notes From a Wild City</italic>, Leipzig: Spector Books 2021, Doppelseite, o. P.</p></caption>
<graphic xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="graphic/j_rbf-2022-1008_fig_002.jpg"/>
</fig>
<p>Ihre Farbfotografien nehmen die begrünten Brachflächen und Restareale durchweg behutsam und mit verhaltener Empathie ins Visier. Der Blick der Künstlerin ist flanierend und offen, das Wetter stets freundlich, das Licht milde <bold>(<a ref-type="fig" href="#j_rbf-2022-1008_fig_002">Abb. 1</a>)</bold>. Eher beiläufig registriert das Auge am Rande noch einzelne Relikte der bleiernen Industrieära. Hier eine Baracke, dort etwas Müll am Straßenrand, ein Zaun, einige Graffitis, nichts Spektakuläres. Erst allmählich dringt beim Durchblättern des Bandes auf diese Weise ins Bewusstsein, dass die teils zarten, teils rigorosen Überwucherungen von einem neuen, aufkeimenden Lebenswillen erzählen. Auch über die versierte Buchgestaltung, die von Ina Kwon stammt, vermittelt sich der mitunter ungehemmte, aber nie bedrohlich wirkende Expansionsdrang der Natur. Konsequent sind die Aufnahmen blattfüllend ins Seitenformat gesetzt. Die Dramaturgie der Bilderfolge tut ihr Übriges. Fast unmerklich führt sie von ungenutzten Brachflächen über ausgedehnte Parklandschaften hin zu agrarisch genutzten Grünanlagen, auf denen bereits Urban Gardening betrieben wird. Die politische Aussage könnte kaum deutlicher sein: Als ,Green City‘ ist Detroit längst ein Faktum.</p>
<p>Alternierend zur Bilderfolge eröffnet der Band noch einen weiteren Zugang über zwischengeschaltete Textseiten. Sie enthalten ausführliche Erläuterungen und lenken den Fokus zu gleichen Teilen auf die Historizität und aktuellen Entwicklungen der dokumentierten Orte. Flankierend zu den akribisch recherchierten Angaben finden sich Zitate von Autorinnen und Autoren, in denen sich die virulenten Diskurse über Detroit noch einmal verdichtend widerspiegeln. Wenige historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen und ein Stichwortregister runden den Band ab, allenfalls einen Stadtplan hätte man sich noch gewünscht. In der Summe erweist sich <italic>Detroit. Field Notes From a Wild City</italic> a ls eine extrem fundierte Feldstudie, die den Blick auf ein belastetes Thema inspirierend umzudeuten versteht.</p>
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<sec id="j_rbf-2022-1011_s_001"><div>Rezensionen erbeten</div>
<p>Die folgende Auflistung nennt neue Publikationen, die vom Verlag zur Rezension vorgeschlagen werden. Wir bitten unsere Leserinnen und Leser um Rezensionsangebote. Falls Sie weitere interessante Publikationen aus den genannten und anderen Themengebieten zur Besprechung vorschlagen möchten, können Sie dies gerne unter <bold>&lt;scheuer@fotomarburg.de&gt;</bold> tun.</p>
<p><italic>Der Verlag</italic></p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1011_s_002"><div>Mediengeschichte</div>
<p>Makeda Best (Hg.): <italic>Devour the Land. War and American Landscape Photography Since 1970</italic>, New Haven, CT: Yale University Press 2021, ISBN 978-0-300-26008-3.</p>
<p>Michael Davidis: <italic>Roger Melis. Ein Klassiker der Portraitphotographie</italic>, Leonberg: Ulrich Keicher 2021, ohne ISBN.</p>
<p>Ian Dawson, Andrew Meirion Jones, Louisa Minkin und Paul Reilly (Hg.): <italic>Diffracting Digital Images. Archaeology, Art Practice and Cultural Heritage</italic>, London: Routledge 2022, ISBN 978-0-367-48655-6.</p>
<p>Frank Driesen (Hg.): <italic>Belgian Photographers 1839–1939. A Chronological Bibliography of Publications from 1945 to 2020</italic>, Turnhout: Brepols 2021, ISBN 978-2-50359779-9.</p>
<p>Klaus Honnef: <italic>Josef Heinrich Darchinger: Wirtschaftswunder. Deutschland nach dem Krieg / Germany After the War 1952– 1967</italic>, Köln: Taschen 2021, ISBN 978-38365-8927-7.</p>
<p>Burkhard Krüger: <italic>„Papierne Gespenster Amerikas“. Das US-amerikanische Fotobuch im Diskurs des 20. Jahrhunderts bei Susan Sontag und Henri Cartier-Bresson</italic>, Paderborn: Wilhelm Fink 2022, ISBN 978-37705-6554-2.</p>
<p>Derek Conrad Murray (Hg.): <italic>Visual Culture Approaches to the Selfie</italic>, London und New York: Routledge 2021, ISBN 978-0-36720608-6.</p>
<p>Gisela Parak und Elke Bauer (Hg.): <italic>Die Empirik des Blicks. Bedeutungszuweisungen wissenschaftlicher Expeditionsfotografie / The Empirical Gaze. Interpretations of Scientific Expedition Photography</italic>, Halle an der Saale: Mitteldeutscher Verlag 2021, ISBN 978-3-96311-534-9.</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1011_s_003"><div>Materialität</div>
<p>Barbara Cattaneo, Marcello Picollo, Filippo Cherubini und Veronica Marchiafava (Hg.): <italic>Colour Photography and Film. Sharing Knowledge of Analysis, Preservation, Conservation, Migration of Analogue and Digital Materials</italic>, Mailand: Gruppo del Colore – Associazione Italiana Colore 2021, ISBN 978-88-99513-14-6.</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1011_s_004"><div>Bestände</div>
<p>Antje Birthälmer und Roland Mönig für die Sammlung Lothar Schirmer (Hg.): <italic>Aus der Zeit gerissen. Joseph Beuys: Aktionen – Photographiert von Ute Klophaus 1965– 1986</italic>, München: Schirmer/Mosel 2021, ISBN 978-3-8296-0918-0.</p>
<p>Boris von Brauchitsch für die bpk-Bildagentur (Hg.): <italic>Berlin. 50er Jahre</italic>, Berlin: Edition Braus 2021, ISBN 978-3-86228-226-5.</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1011_s_005"><div>Fotobuch</div>
<p>Boris Becker: <italic>Brücken. Von der Maas bis an die Oder</italic>, Köln: Walther König 2021, ISBN 978-3-7533-0111-2.</p>
<p>Matthias Hoch: <italic>BER 2017–2020</italic>, Leipzig: Spector Books 2021, ISBN 978-3-95905439-3.</p>
<p>Herlinde Koelbl: <italic>Angela Merkel. Portraits 1991–2021</italic>, Köln: Taschen 2021, ISBN 978-3-8365-8873-7.</p>
<p>Susan Meiselas: <italic>Carnival Strippers Revisited</italic>, Göttingen: Steidl 2022, ISBN 978-396999-002-5.</p>
<p>Ara Oshagan: <italic>Displaced / Hatowm</italic>, Heidelberg: Kehrer 2021, ISBN 978-3-96900014-4.</p>
<p>Lukas Ratius: <italic>Der Apparat / The Apparatus</italic>, Dortmund: Kettler 2021, ISBN 978-386206-912-5.</p>
<p>Verena Roßbacher: <italic>Das Fotoalbum. Bilder einer Reise, literarisch betrachtet</italic>, Salzburg: Fotohof edition 2021, ISBN 978-3903334-27-4.</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1011_s_006"><div>Kataloge</div>
<p>Susanne Albrecht und Hans-Michael Koetzle (Hg.): <italic>Ruth Bernhard. Fotografien / Photographies 1930–1976</italic>, Berlin: ­Wasmuth &amp; Zohlen 2021, ISBN 978-38030-3415-1.</p>
<p>Verena Gamper und Hans-Peter Wipplinger (Hg.): <italic>Ludwig Wittgenstein. Fotografie als analytische Praxis / Photography as Analytical Practice</italic>, Köln: Walther König 2021, ISBN 978-3-7533-0049-8.</p>
<p>Bernd Heise, Franziska Schmidt und Inka Schube (Hg.): <italic>Helga Paris. Künstlerportraits</italic>, Leipzig: Spector Books 2021, ISBN 978-3-95905-513-0.</p>
<p>Eckhardt Köhn und Susanne Wartenberg im Auftrag des Museum Giersch der Goethe-Universität, Frankfurt am Main (Hg.): <italic>Die Fotografinnen Nini und Carry Hess</italic>, München: Hirmer 2021, ISBN 978-3-77743696-8.</p>
<p>Claus K. Netuschil (Hg.): <italic>Pavel Odvody. Photography</italic>, München: Hirmer 2021, ISBN 978-3-7774-3872-6.</p>
<p>Stefanie Odenthal und Rainer Stamm für die Alfred Ehrhardt Stiftung (Hg.): <italic>Fred Koch. Naturfotografie der 1920er/30er Jahre / Nature Photography of the 1920s/30s</italic>, Köln: Snoeck 2022, ISBN 9783-86442-373-4.</p>
<p>Thomas Seelig (Hg.) in Zusammenarbeit mit Sophia Eisenhut, Joshua Gross, Dora Koderhold, Enis Maci, Mazlum Nergiz und Jakob Nolte: <italic>Tobias Zielony. The Fall</italic>, 6 Bde., Leipzig: Spector Books 2021, ISBN 978-3-95905-532-1.</p>
<p>Peter Stepan (Hg.): <italic>Wir sind von hier: Türkisch-deutsches Leben 1990. Fotografien von Ergun Çag˘atay / Biz buralıyız: Türk-Alman yas¸amı 1990. Ergun Çag˘atay Fotog˘rafları</italic>, Berlin: Edition Braus 2021, ISBN 978-3-86228-224-1.</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1011_s_007"><div>Regionalia</div>
<p>Helge Drafz: <italic>Rhein. Der Fluss in der Fotografie seit 1846</italic>, Köln: Greven 2021, ISBN 978-3-77430-927-2.</p>
<p>Thomas Ryser Guggenheimer: <italic>Pressefotografie in der Krise? Das St. Galler Pressebüro Kühne Künzler 1960 bis 2012</italic>, Berlin und Boston: De Gruyter 2021, ISBN 978-311-073929-9.</p>
</sec>

</div>

<article-title>Neu eingegangen</article-title>

{"article-title":"Neu eingegangen"}

<div>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_001"><div>Aperture</div>
<p>Why the “Photobook Phenomenon” is More Than Just a Fad <italic>(C. Chéroux)</italic> <bold>→</bold> 3. Dezember 2021</p>
<p>&lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="https://aperture.org/editorial/hasthe-photobook-become-more-interesting-than-photographs-themselves">https://aperture.org/editorial/hasthe-photobook-become-more-interesting-than-photographs-themselves</ext-link>&gt;</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_002"><div>Archivnachrichten aus Hessen</div>
<p>Fotos aus dem Kriegsgefangenenlager Kassel-Niederzwehren. Neuzugang im Kasseler Stadtarchiv <italic>(S. Schwenke)</italic> <bold>→</bold> Vol. 21 (2021), No. 2, S. 62–64</p>
<p>Digitale Gegenwart auf dem Weg ins Archiv. Ingestprozessmodul erleichtert künftig digitale Übernahmen <italic>(N. Röck)</italic> <bold>→</bold> Vol. 21 (2021), No. 2, S. 112–114</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_003"><div>Das Archiv</div>
<p>Wehende Dampfwolken vor dunklem Himmel. Zwei Kontextualisierungen eines Bildes von Heinrich Heidersberger und ein Nachtrag <italic>(R. Sachsse)</italic> <bold>→</bold> No. 22 (2021), S. 1–3</p>
<p>Der Nachspürer mit der Großbildkamera <italic>(S. Pfleger)</italic></p>
<p><bold>→</bold> No. 22 (2021), S. 9/10</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_004"><div>FOTOGESCHICHTE</div>
<p>Themenheft: Den Blick erwidern. Fotografie und Kolonialismus <italic>(S. Junge [Hg.])</italic></p>
<p><bold>→</bold> Vol. 41 (2021), No. 162</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_005"><div>Foto\Kunst\Theorie</div>
<p>Es werde Licht. Hinterleuchtete Fotografien <italic>(K. Blaschke-Walther</italic> und <italic>F. Leidig)</italic></p>
<p><bold>→</bold> 10. Dezember 2021&lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="https://www.foto-kunst-theorie.de/es-werde-licht-hinterleuchtete-fotografien">https://www.foto-kunst-theorie.de/es-werde-licht-hinterleuchtete-fotografien</ext-link>&gt;</p>
<p>Was 1977 geschah. Fragen zur Historisierung der Fotografie im institutionellen Raum der Kunst <italic>(S. Gronert)</italic></p>
<p><bold>→</bold> 30. Dezember 2021</p>
<p>&lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="https://www.foto-kunst-theorie.de/was-1977-geschah-fragen-zur-historisierung-der-fotografie-im-institutionellen-raum-der-kunst">https://www.foto-kunst-theorie.de/was-1977-geschah-fragen-zur-historisierung-der-fotografie-im-institutionellen-raum-der-kunst</ext-link>&gt;</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_006"><div>fotoMAGAZIN</div>
<p>Ernst Leitz Museum in Wetzlar. Anfassen erlaubt <italic>(M. J. Hussmann)</italic> <bold>→</bold> No. 2 (2022), S. 74–76</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_007"><div>Journal der Künste</div>
<p>Archiving the Ephemeral <italic>(M. Gergis</italic> in conversation with <italic>L. Brion)</italic> <bold>→</bold> No. 17 (2022), S. 42–45</p>
<p>One Person – One Event – One Joy. Opening the Roger Willemsen Archive <italic>(I. Wilke</italic> in conversation with <italic>G. Radecke)</italic></p>
<p><bold>→</bold> No. 17 (2022), S. 52/53</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_008"><div>Kritische Berichte</div>
<p>Gruppenbilder mit Dame. Visuelle und diskursive Images der Kunsthistorikerin* am Beispiel einiger Fotografien des Ersten Deutschen Kunsthistorikertages von 1948 <italic>(A. Zimmermann)</italic> <bold>→</bold> No. 4 (2021), S. 22–36</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_009"><div>KulturBetrieb</div>
<p>Kulturklima: Wie können Kulturbetriebe ökologischer wirtschaften? „Transformationsmanager nachhaltige Kultur“ wissen Rat <italic>(o. A.)</italic> <bold>→</bold> No. 2 (2021), S. 74</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_010"><div>monatshefte</div>
<p>Themenheft: Annemarie Schwarzenbach’s Photographic Practice <italic>(S. Bräunert</italic> und <italic>T. Nusser [Hg.])</italic></p>
<p><bold>→</bold> Vol. 113 (2021), No. 3</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_011"><div>Photo Antiquaria</div>
<p>Braun Nürnberg, Weltmeister der Vielfalt? <italic>(K.-P. Rösner)</italic></p>
<p><bold>→</bold> Vol. 48 (2021) No. 148, S. 4–15</p>
<p>Franz Odendahl. Auf den Spuren eines reisenden Daguerreotypisten aus Hamburg <italic>(R. Articus)</italic></p>
<p><bold>→</bold> Vol. 48 (2021) No. 149, S. 45–51</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_012"><div>PhotoDeal</div>
<p>Historischer Briefwechsel in der Fotobranche <italic>(H. E. Heckmann)</italic></p>
<p><bold>→</bold> Vol. 114 (2021), No. 3, S. 12–15</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_013"><div>Photograph Conservation Bulletin</div>
<p>Variable Display Decisions <italic>(o. A.)</italic></p>
<p><bold>→</bold> No. 24 (2021), S. 1–3</p>
<p>Researching Printing Techniques <italic>(o. A.)</italic></p>
<p><bold>→</bold> No. 24 (2021), S. 3/4</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_014"><div>photographies</div>
<p>Measuring Photographs <italic>(T. Dvorˇák</italic> und <italic>J. Parikka)</italic></p>
<p><bold>→</bold> Vol. 14 (2021), No. 3, S. 443–457</p>
<p>Oscillons and Cathode Rays. Photographic Hybrids in Early Computer Art <italic>(J. McKim)</italic></p>
<p><bold>→</bold> Vol. 14 (2021), No. 3, S. 459–479</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_015"><div>Photonews</div>
<p>1,3 Mio. Fotografien an die BSB. Bayerische Staatsbibliothek erwirbt</p>
<p>Nachlass von Volker Hinz. Fragen an Henriette Väth-Hinz <italic>(A. Gripp)</italic></p>
<p><bold>→</bold> Vol. 33/34 (2021/2022), No. 12/1, S. 11</p>
<p>Deutschland und das Fotobuch. Wie geht es weiter mit dem Fotobuchpreis, Fotobookfestivals, PhotoBookMuseum, Fotobuchsammlungen? <italic>(A. Gripp)</italic></p>
<p><bold>→</bold> Vol. 34 (2022), No. 2, S. 3</p>
<p>99 + 1 Fotografien: Die neue Ehrengalerie im Nederlands Fotomuseum. Fragen an Frits Gierstberg <italic>(C. Ganitta)</italic></p>
<p><bold>→</bold> Vol. 34 (2022), No. 2, S. 8/9</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_016"><div>ProfiFoto</div>
<p>Recht: Vertrag, AGB, beides oder nichts davon? Die richtige Wahl für Fotografen <italic>(S. Deubelli)</italic></p>
<p><bold>→</bold> No. 1/2 (2022), S. 66</p>
</sec>
<sec id="j_rbf-2022-1012_s_017"><div>Ausgewertete Zeitschriften</div>
<p>Aperture. The Magazine of Photography and Ideas, Aperture Foundation, New York/US</p>
<p><bold>→</bold> 4-mal jährlich, ISSN 0003-6420 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="https://aperture.org/magazine">https://aperture.org/magazine</ext-link>&gt;</p>
<p>Archivnachrichten aus Hessen, Hessisches Landesarchiv in Zusammenarbeit mit dem Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V. / Landesverband Hessen und dem Verband hessischer Kommunalarchive, Wiesbaden/DE</p>
<p><bold>→</bold> 2-mal jährlich, ISSN 1865-2816 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="https://landesarchiv.hessen.de/publikationen/archivnachrichten">https://landesarchiv.hessen.de/publikationen/archivnachrichten</ext-link>&gt;</p>
<p>Das Archiv. Zeitung für Wolfsburger Stadtgeschichte, Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation der Stadt Wolfsburg, Wolfsburg/DE</p>
<p><bold>→</bold> 4-mal jährlich, ISSN 2367-4431 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="http://www.wolfsburg.de/newsroom/2016/04/27/12/57/das-archiv">http://www.wolfsburg.de/newsroom/2016/04/27/12/57/das-archiv</ext-link>&gt;</p>
<p>FOTOGESCHICHTE. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie, Ilmtal-Weinstraße/DE</p>
<p><bold>→</bold> 4-mal jährlich, ISSN 0720-5260 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="http://www.fotogeschichte.info/die-zeitschrift">www.fotogeschichte.info/die-zeitschrift</ext-link>&gt;</p>
<p>Foto\Kunst\Theorie. Der Sprengel FOTO-Blog, Sprengel Museum Hannover, Hannover/DE</p>
<p><bold>→</bold> Blog, ohne ISSN &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="https://www.foto-kunst-theorie.de">https://www.foto-kunst-theorie.de</ext-link>&gt;</p>
<p>fotoMAGAZIN, Hamburg/DE</p>
<p><bold>→</bold> monatlich, ISSN 0340-6660 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="https://www.fotomagazin.de">https://www.fotomagazin.de</ext-link>&gt;</p>
<p>Journal der Künste, Akademie der Künste, Berlin/DE</p>
<p><bold>→</bold> 3-mal jährlich, ISSN 2510-5221 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="https://issuu.com/journalderkuenste">https://issuu.com/journalderkuenste</ext-link>&gt;</p>
<p>Kritische Berichte. Zeitschrift für Kunst- und Kulturwissenschaften, Mitteilungsorgan des Ulmer Vereins – Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften e. V., Ilmtal-Weinstraße/DE</p>
<p><bold>→</bold> 4-mal jährlich, ISSN 0340-7403 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="http://www.ulmer-verein.de">www.ulmer-verein.de</ext-link>&gt;</p>
<p>KulturBetrieb. Magazin für innovative und wirtschaftliche Lösungen in Museen, Bibliotheken und Archiven, Leipzig/DE</p>
<p><bold>→</bold> 2-mal jährlich, ISSN 2194-3648 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="http://www.kulturbetrieb-magazin.de">http://www.kulturbetrieb-magazin.de</ext-link>&gt;</p>
<p>monatshefte, University of Wisconsin Press, Madison/WI</p>
<p><bold>→</bold> 4-mal jährlich, ISSN 0026-9271 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="https://muse.jhu.edu/issue/46319">https://muse.jhu.edu/issue/46319</ext-link>&gt;</p>
<p>Photo Antiquaria, Club Daguerre, Vereinigung zur Pflege der historischen Aspekte der Photographie e. V., Wesseling/DE</p>
<p><bold>→</bold> 4-mal jährlich, ISSN 1862-3379 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="http://www.club-daguerre.de/photo-antiquaria">www.club-daguerre.de/photo-antiquaria</ext-link>&gt;</p>
<p>PhotoDeal. Magazin für Photographica und Fotogeschichte, Neuss/DE</p>
<p><bold>→</bold> 4-mal jährlich, ohne ISSN &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="http://www.photodeal.de">www.photodeal.de</ext-link>&gt;</p>
<p>Photograph Conservation Bulletin, Department of Photograph Conservation, The Metropolitan Museum of Art, New York/US</p>
<p><bold>→</bold> 4-mal jährlich, ohne ISSN &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="https://www.metmuseum.org/about-the-met/conservation-and-scientific-research/photograph-conservation/bulletins">https://www.metmuseum.org/about-the-met/conservation-and-scientific-research/photograph-conservation/bulletins</ext-link>&gt;</p>
<p>photographies, Taylor &amp; Francis, London/UK</p>
<p><bold>→</bold> 3-mal jährlich, ISSN 1754-0763 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="https://www.tandfonline.com/toc/rpho20/current">https://www.tandfonline.com/toc/rpho20/current</ext-link>&gt;</p>
<p>Photonews. Zeitung für Fotografie, Hamburg/DE</p>
<p><bold>→</bold> 10-mal jährlich, ISSN 1612-4413 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="http://www.photonews.de">www.photonews.de</ext-link>&gt;</p>
<p>ProfiFoto. Magazin für Fotokultur und -technik, Juechen/DE</p>
<p><bold>→</bold> 10-mal jährlich, ISSN 0721-9725 &lt;<ext-link ext-link-type="uri" xmlns:xlink="http://www.w3.org/1999/xlink" xlink:href="https://www.profifoto.de">https://www.profifoto.de</ext-link>&gt;</p>
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<article-title>Zeitschriftenauswertung</article-title>

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<sec id="j_rbf-2022-1009_s_001"><div><bold>Kunsthistoriker – Verleger – Ästhet</bold> Zum Tod von Wolfgang Seidel (1963–2022)</div>
<p>Am 7. Januar 2022 verstarb überraschend unser Kollege, Freund und Verleger der Zeitschrift <italic>Rundbrief Fotografie</italic>. Es ist ein unzeitgemäßer Tod, den wir zu beklagen haben. Gewiss gab es Anzeichen gesundheitlicher Art, die im Nachhinein als Vorboten erscheinen, aber niemand, zumindest nicht aus seinem beruflichen Umfeld, hätte denken können, dass die Tage nun gezählt gewesen wären – Wolfgang selbst wohl auch nicht. Der Tod kam unvermittelt über Nacht und ohne dass jemand aus seinem Umfeld die Spur eines Schattens wahrgenommen hätte. Dementsprechend unvorbereitet traf es uns alle, vor allem die Angehörigen, denen unsere tiefe Anteilnahme gilt.</p>
<p>Harsch unterbrochen wurde auch die gemeinsame Arbeit am <italic>Rundbrief Fotografie</italic>. Eben erst war das vierte Heft des Jahres 2021 erschienen und die Vorbereitungen für das erste, nun vorliegende des laufenden Jahres auf guten Wegen, die von Wolfgang betreuten Arbeiten des Satzes, des Drucks standen noch in mäßiger Ferne, die Rechnungslegung für die Abonnentinnen und Abonnenten war erst für Ende des Quartals vorgesehen. Desto mehr wurde uns im weiteren Arbeitsfortschritt bewusst, wie selbstverständlich wir uns für die Herstellung der Zeitschrift auf Wolfgang, auf die Arbeit des „Verlages und Redaktionsbüros Dr. Wolfgang Seidel“ verlassen konnten.</p>
<p>Die Zeitschrift war zweifellos das wichtigste Produkt des Verlages. Wolfgang hat sie mit Leidenschaft betreut, seit er z um Jahresende 2013 die Verantwortung für das Organ von Wolfgang Jaworek und dessen Verlag Fototext in Stuttgart übernommen hatte.</p>
<p>Für Jaworek hatte er bereits seit 2001, zunächst als freier Mitarbeiter für Redaktion, Grafik und Vertrieb gearbeitet und dabei seine Kenntnisse und Befähigungen für dieses Geschäft entwickelt. Wolfgang Seidel betreute bald auch die Zeitschrift <italic>PapierRestaurierung</italic>, von 2011 bis 2014 in eigener Verantwortung, bis diese, sehr zu seinem Bedauern, vom internationalen Großverlag Taylor and Francis übernommen wurde <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1009_ref_001">1</a>]</bold>. Mit dem <italic>Rundbrief Fotografie</italic> sollte dies nicht passieren, indessen war auch hier eine Renovierung nötig – und Wolfgang Seidel hat diese mit uns, dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg, voller Tatendrang in Angriff genommen. Aus seinem weit reichenden Netzwerk vermochte er die grafische Agentur LOUP aus Stuttgart für die Neugestaltung zu gewinnen, was zu einem erfreulichen Ergebnis führte: Das damals erarbeitete gestalterische Produkt kann sich bis heute sehen lassen. Das grafische Konzept hat seine Nachhaltigkeit und schlanke Nutzbarkeit über die letzten acht Jahre bewiesen. Immer noch freuen wir uns jährlich über vier ästhetisch ansprechend gestaltete Hefte, nicht zuletzt über den jeweils neuen und immer überraschenden Vorschlag der Agentur für den Farbstreifen, der einen jeden Jahrgang unverkennbar auszeichnet. Wolfgang hat, mit wenigen krankheitsbedingten Ausnahmen, seit 2014 für jedes Heft den Satz übernommen, mit sicherem Gefühl für die Möglichkeiten der grafischen Basiskonzeption das Layout gestaltet und dabei behutsam jeweils das ästhetische Potenzial der so unterschiedlichen Beiträge gefördert.</p>
<disp-quote>
<p>„Die Zeitschrift war zweifellos das wichtigste Produkt des Verlages. Wolfgang hat sie mit Leidenschaft betreut, seit er zum Jahresende 2013 die Verantwortung für das Organ [...] übernommen hatte.“</p>
</disp-quote>
<p>Die Ästhetik war Wolfgang immer wichtig gewesen. Nicht von ungefähr hatte er sich nach seinem Wehrdienst für ein Studium der Kunstgeschichte entschieden, das er 1984 an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen aufnahm, mit Italienisch und Empirischer Kulturwissenschaft als Nebenfächern, und das er 1992 mit dem Magister Artium abschloss. Es folgte ein Promotionsstudium bei Klaus Schwager, ebenfalls in Tübingen, das Wolfgang dem italienischen Architekten Salustio Peruzzi (1511/12–1572) widmete. Die Forschungen zu dem in Siena als Sohn des bekannteren Baldassare Peruzzi (1481– 1536) geborenen, vor allem in Rom für den Vatikan tätigen Architekten, dessen bekanntestes Werk die Kirche Santa Maria in Traspontina in Rom ist, haben Wolfgang wiederum nach Italien geführt, nachdem er bereits 1989/1990 als Gaststudent an der Università degli Studi di Roma ‚La Sapienza‘ geweilt hatte.</p>
<p>Die Arbeiten an der Doktorarbeit sollten sich über etliche Jahre hinziehen. Nach einem Florenzaufenthalt konnte Wolfgang mit einem Stipendium der Max-Planck-Gesellschaft an der Bibliotheca Hertziana von 1993 bis 1996 in Rom forschen, vom einen oder anderen Praktikum und Nebentätigkeiten unterbrochen. Unsere Bekanntschaft reicht bis in diese italienischen Jahre zurück. Wir haben uns in der ewigen Stadt kennengelernt; ich erinnere mich an eine spontane Einladung zu einem Spaghetti-Essen in seiner Wohnung, bei dem dies und jenes und natürlich keineswegs nur Kunsthistorisches zur Sprache kam. Wolfgang erzählte da auch von seiner Leidenschaft für nicht mehr ganz neue Autos. Er besaß einen Citroën 2CV in der Ausführung „Charleston“, auch später fuhr er gerne ältere Modelle mit Kultstatus.</p>
<p>Nach der erfolgreichen Promotion 1998, die Doktorarbeit erschien einige Jahre später im Druck unter dem Titel <italic>Salustio Peruzzi 1510/11–1572. Vita und zeichnerisches OEuvre des römischen Architekten – eine Spurensuche</italic> <bold>[<a ref-type="bibr" href="#j_rbf-2022-1009_ref_002">2</a>]</bold>, orientierte sich Wolfgang im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, Journalismus und Publizistik, betätigte sich als Übersetzer, wirkte bei Ausstellungen in unterschiedlichen Funktionen mit, um dann im Rahmen einer befristeten Anstellung 1999 bis 2001 das Bildarchiv der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württembergs in Schloss Ludwigsburg zu betreuen. Dies war der eigentliche Einstieg in die Beschäftigung mit der analogen Fotografie als Medium und Forschungsgegenstand im Archiv. Das neue Interesse und die in verschiedenen Funktionen erworbenen Fertigkeiten qualifizierten ihn bestens für die sich anschließende Tätigkeit für den Fototext-Verlag von Wolfgang Jaworek. Mit ihm verband ihn bald eine kollegiale Freundschaft, die folgerichtig in die Übergabe der Zeitschrift <italic>Rundbrief Fotografie</italic> mündete, die Jaworek davor so viele Jahre gepflegt hatte, stets unterstützt von einem weiteren Namensvetter, Wolfgang Hesse nämlich, dem, wie im Leserkreis unserer Zeitschrift immer noch bekannt sein dürfte, die Redaktion und maßgeblich die inhaltliche Gestaltung oblag. Wolfgang Seidel war dann der dritte Wolfgang im Bunde – und er ist derjenige, der uns als erster und vor der Zeit verlassen hat.</p>
<p>Wir werden ihn im <italic>Rundbrief Fotografie</italic>, der ihm ein Herzensanliegen war, stets in bester Erinnerung halten.</p>
</sec></div>

<article-title>Personalia</article-title>

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<article-title>Call for Papers/Termine</article-title>

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<P><STRONG>Amtierende Herausgeber</STRONG> </P> <P>Prof. Dr. Hubert Locher, Dr. Christian Bracht<BR>Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg</P> <P><STRONG>Redaktion</STRONG> </P> <P>Dr. Franziska Scheuer<BR>Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg<BR>Philipps-Universität Marburg<BR>Biegenstraße 11 | 35037 Marburg | Germany<BR>TEL. +49-6421-28-22173 | FAX +49-6421-28-28931<BR>e-Mail: scheuer@fotomarburg.de</P>

<P><STRONG>Editors</STRONG> </P> <P>Prof. Dr. Hubert Locher, Dr. Christian Bracht<BR>Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg</P> <P><STRONG>Managing editor</STRONG> </P> <P>Dr. Franziska Scheuer<BR>Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg<BR>Philipps-Universität Marburg<BR>Biegenstraße 11 | 35037 Marburg | Germany<BR>TEL. +49-6421-28-22173 | FAX +49-6421-28-28931<BR>e-Mail: <A href="mailto:scheuer@fotomarburg.de">scheuer@fotomarburg.de</P></A>

<P>Manuskripte bitte an die Redaktion schicken: </P> <P>Dr. Franziska Scheuer<BR>Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg<BR>Philipps-Universität Marburg<BR>Biegenstraße 11 | 35037 Marburg | Germany<BR>TEL. +49-6421-28-22173 | FAX +49-6421-28-28931<BR>e-Mail: <A href="mailto:scheuer@fotomarburg.de">scheuer@fotomarburg.de</A> </P>

<P>Please send your manuscript to: </P> <P>Dr. Franziska Scheuer<BR>Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg<BR>Philipps-Universität Marburg<BR>Biegenstraße 11 | 35037 Marburg | Germany<BR>TEL. +49-6421-28-22173 | FAX +49-6421-28-28931<BR>e-Mail: <A href="mailto:scheuer@fotomarburg.de">scheuer@fotomarburg.de</A> </P>

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Kann Spuren von Nitrat enthalten: Eine Bestandsanalyse von Filmen im Bildarchiv der ETH-Bibliothek Zürich mit dem SurveNIR-System

Dirk Andreas Lichtblau und Nicole Graf

Aus der Zeitschrift: Rundbrief Fotografie

DOI: https://doi.org/10.1515/rbf-2022-1004

Online veröffentlicht:

07 Jul 2022

Zusammenfassung

Weitere Artikel in diesem Heft:

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